Giornata della speranza – Tag der Hoffnung

So wurde heute vormittag in den Fernsehnachrichten der heutige Tag getauft. Die Hoffnung bezieht sich auf Regen. In der Zeitung stand gestern “Norditalien hat Fieber”. Besser werden soll es eventuell schon heute abend, sicher aber erst am Freitag.
Die Bauern klagen über Wassermangel, die Flüsse verdienen ihre Namen nicht mehr, in Mailand gab es gestern ab halb fünf keinen Strom mehr. Auch bei mir zu Hause machen sich die Umstände bemerkbar: Der Wasserdruck beispielsweise der Klospülung ist tagsüber lächerlich, vor allem morgens gegen acht oder abends zwischen sechs und neun braucht man ein Weilchen, um was aus dem Wasserhahn zu bekommen. Was allerdings ganz praktisch ist, ist der Geldspareffekt. Ich ernähre mich zur Zeit hauptsächlich von Leitungswasser und Eis, hin und wieder mal einem Saft oder einem Salat. Ganz selten mal eine Scheibe Schinken. Mehr geht einfach nicht. Dass sich meine Ausgaben für Lebensmittel daher nicht in großen Höhen befinden, ist logisch.
Schlafen ist bei diesen Temperaturen nicht ganz einfach, und es ist ja nicht nur heiß, sondern auch noch furchtbar schwül und feucht. Ab etwa halb neun abends kann ich die Rollläden hochziehen, dann scheint die Sonne nicht mehr in die Wohnung. Ab 22 Uhr kann man es dann wagen, die Fenster zu öffnen, um die ein oder andere Brise zu erwischen, die es leider viel zu selten gibt – ich hätte gerne eine gute Portion dänischen Wind hier! Morgens um acht muss man dann alles wieder zumachen und abdunkeln, wenn man möchte, dass es sich nicht sofort wieder aufheizt. Als ich letzten Herbst hier ankam, hab ich mir ja schon so meine Gedanken gemacht, als ich gesehen habe, dass jede einzelne Wohnung in der Nachbarschaft eine Klimaanlage hat – wir haben nämlich keine. Gut, immerhin habe ich so kein Problem mit häufigen großen Temperaturunterschieden, und ich laufe auch nicht gegen eine Wand, wenn ich aus dem Haus gehe. Aber so ab und zu wäre ein klein wenig kühle Luft auch nicht zu verachten… Gestern im Zug fand ich es daher ganz toll, da war es hübsch klimatisiert :-) . Eine gewisse Ironie kann ich jedoch entdecken, wenn ich dann nachts in meinem Bett liege und mich freue, grade nicht zu schwitzen und stattdessen darüber nachdenke, was denn draußen so brummt. Ach ja, stimmt, die “Aria condizionata” der Nachbarn…

Artikel aus der “Metro”, Ausgabe von gestern (28.6.2005), auf italienisch allerdings:
Schwüle bis Freitag, eine Million unter Risiko – Venezien und Piemont über 35 Grad. Gefahr von Stromausfällen. Wie im glühenden Sommer 2003, vielleicht sogar schlimmer. Norditalien hat Fieber. Gestern stieg die Quecksilbersäule in Treviso, Vicenza, Rovigo, Miland und Bologna auf über 35 Grad. In Turin betrug die Luftfeuchtigkeit bei Tagesanbruch über 90%.
Die Hitze-Offensive bringt Probleme in allen Bereichen mit sich. Privatkliniken wurden gebeten, Betten zur Verfügung zu stellen, und Minister Storace ruft den Alarm für über eine Million ältere Menschen aus. Die ENEL (ital. Stromgesellschaft) hat verkündet, dass gestern ein Rekord im Stromverbrauch erreicht wurde, bedingt durch Klimaanlagen, die den ganzen Tag laufen. Große Sorgen auch in der Landwirtschaft. Der Po ist dabei, seinen historischen Tiefststand vom Juli 1993 zu erreichen, und einige Reservoirs wurden geöffnet, um die Wassermenge des Flusses zu erhöhen. Die Hitze erfordert zudem eine ständige Bewässerung der Felder. Glücklicherweise soll der so sehr herbeigesehnte Regen bald kommen. Für Mittwoch sind einige Gewitter vorhergesagt, für Freitag eine starke Verschlechterung. Bis dahin sei es am besten, zu Hause zu bleiben und viel zu trinken, sagen die Meteorologen.”

Auch die Tagesschau berichtet: http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID4472852_REF1,00.html http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID4469770_REF1_NAV_BAB,00.html

Hier noch eine ausführliche Beschreibung des Ist-Zustandes, außerdem ein paar hübsche Grafiken: http://www.centrometeolombardo.com/rete_cml/Pavia/pelizza/Pavia.htm

Mir selbst geht es jedoch ganz gut, die Hitze an sich stört mich auch nicht besonders, eher schon die feuchte Luft und vor allem die Tatsache, dass es nachts kaum abkühlt. Sorgen muss sich um mich jedenfalls niemand machen :-) .

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Allgemein. Fügen Sie den permalink zu Ihren Favoriten hinzu.

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>