Die Zusammenfassung vorneweg: Rom ist auch im Regen schön. Allerdings nervt es nach einiger Zeit etwas, immer mit Regenschirm durch die Stadt zu rennen und daher nur die Hälfte zu sehen.
Aber der Reihe nach:
Am Samstag, 4.12., sind wir gegen vier Uhr nachmittags mit nur 20 Minuten Verspätung in Roma Termini angekommen. Das Hotel war ganz in der Nähe, so dass wir gleich unser Gepäck unterbringen konnten und uns vor dem ersten Gang in die Stadt noch ein Stündchen an das römische Klima gewöhnen konnten – wir waren alle in völlig unnötigen Winterjacken angereist, uns war viel zu warm. Dann ging es auch schon los, unsere mehr oder weniger Rom-kundigen Begleiter von STEP machten einen abendlichen Stadtrundgang mit uns zu einem Teil der wichtigsten Ziele, darunter Quirinal, Trevibrunnen und Pantheon. An der Fontana di Trevi fand ich interessant, dass dort mindestens so viele Rosenverkäufer, Restaurantwerber, Regenschirmverkäufer und Was-auch-immer rumstanden als Touristen – einen Anteil von über 50% Geschäftemacher habe ich bislang noch nicht erlebt. Einer von ihnen war besonders auffällig, er verteilte Flyer für ein Restaurant und rief dabei „Spaghetti, Pizza, Marihuana, Lasagne!“ Gegen acht Uhr gingen dann auch wir Essen, allerdings in ein von STEP bereits vorab gebuchtes Restaurant, das allein schon die Reise wert war, darin waren wir uns anschließend alle einig, als wir herausrollten. Ich muss euch etwas detaillierter beschreiben, was wir aßen: Es fing an mit panierten und frittierten Antipasti, und zwar Tomatenreiskugeln, gefüllten Oliven und gefüllten Kürbisblüten. Danach kamen riesige und extrem leckere Bruschette auf den Tisch (ich habe mich geopfert und auch noch ein zweites gegessen, das sonst keiner wollte). Der Hauptgang bestand aus zweierlei Pasta, Pomodoro und Carbonara. Beim Dessert hatten wir dann die Wahl zwischen Eis, Tartufo und dem besten Tiramisù der Welt (finde ich). Vielleicht merkt man ja, was ich gewählt habe . Der Biskuit war hauchzart und ganz frisch, die Creme sehr cremig und genau richtig, und alles war leicht lauwarm. Danach war nicht nur ich kurz vorm Platzen, und der Amaro war bitter nötig (kleines Wortspiel auf Italienisch ). Er war ein Hausgebräu und wie alles an diesem Abend klasse. Als wir um ungefähr halb zehn freundlich rausgeschmissen wurden, weil draußen die Leute Schlange standen und wir zu sechzehnt doch einiges an Platz brauchten, waren wir uns einig, dass die römische Küche zwar sehr schwer, aber auch sehr empfehlenswert ist. Etwas langsamer als vorher ging es weiter zum Campo de‘ Fiori, wo wir einige Zeit in und vor einer Bar rumstanden, die einer der Treffpunkte für Erasmus-Studenten Roms ist. Ich vermute, dass darin nur Briten und Amerikaner waren, ich habe jedenfalls nur akzentfreies Englisch und kein bisschen Italienisch gehört. Irgendwann waren dann alle Leute, mit denen sich irgendwer treffen wollte, angekommen, unter anderem auch Mareike, die in einer spontanen Aktion (sie hatte morgens um 9 erfahren, dass sie ein Ticket für 10 Uhr hat) auf eigene Faust angereist war, und wir konnten uns zu unserem eigentlichen Ziel Trastevere aufmachen. Pasquale und Antonio, unsere beiden Helden von STEP, schafften es dort, sich mit den Carabinieri anzulegen, indem sie an die Wand einer Kirche pinkelten (man muss zur Erklärung sagen, dass diese nicht auf den ersten Blick als solche zu erkennen war, und in dem Zustand der beiden bestimmt nicht). Schlussendlich kamen sie aber ungeschoren davon, da auch Antonios Vater Carabinieri ist, zwar in Apulien, aber… eine sehr italienische Lösung. Kurz darauf machte sich die erste Hälfte unserer Gruppe auf den ca. einstündigen und regenfreien Weg zurück ins Hotel, darunter auch ich.
Am nächsten Tag sollten wir uns um 12 Uhr vor dem Domus Aurea mit der ganzen Gruppe treffen, weil wir für dort eine Führung gebucht hatten. Vorher sind Dorothée, Guillaume und ich noch durch den Regen zur Spanischen Treppe gegangen, wo sich auch schon eine ansehnliche Touristenmenge angesammelt hatte (für Regen und Dezember jedenfalls). Viel Zeit hatten wir dort nicht, und so sind wir bald zum Treffpunkt gegangen. Im Domus Aurea hatten wir eine etwas seltsame Führung, bei der ich nicht wirklich weiß, was sie bringen sollte, was die gute Frau gesagt hat, konnte ich auf den Schildern ablesen. Da drinnen ist es jedenfalls kühl, relativ dunkel und sehr geschichtsträchtig (aber wir sind ja auch in Rom). Anschließend entschieden wir uns für eine kurzes Mittagessen, bevor um drei Uhr der letzte offizielle Programmpunkt anstand, die Kaiserforen oder Fori Imperiali auf dem Palatino. Dank riesiger Regenpfützen konnten wir nur die Hälfte sehen, und zum Circo Massimo kann man im Winter ohnehin nicht. Was wir sahen, war allerdings beeindruckend. Und auch das Kolosseum, für das unsere Eintrittskarte galt, hat im Winter andere Regeln: es schließt um eins. Tja, da waren wir wohl etwas zu spät dran. Wir hatten aber ohnehin das Bedürfnis nach einem trockenen Platz zum Sitzen und etwas Warmem zu trinken, und so machten Do, Guillaume und ich uns wieder auf den Weg quer durch die Stadt zur Piazza del Popolo, wo wir uns mit Mareike, dem infernalischen Trio (Cédric, Nicolas und Nicolas), Antony und Nicolas‘ Schwester Virginie treffen wollten. Das gelang uns auch, und schon nach halbstündiger Diskussion im strömenden Regen konnten wir uns für eine Bar entscheiden (muss ich hinzufügen, dass mir das etwas zu lange dauerte?). Danach ging es uns jedenfalls bedeutend besser, und gegen sieben Uhr machten wir uns unter Virginies Führung (sie macht grade ein Erasmus-Jahr in Rom) wiederum auf nach Trastevere, wo wir nach ihrer Empfehlung günstig essen wollten. Auf dem Weg dorthin weigerte ich mich allerdings standhaft, schwarzzufahren, und als ich dann endlich mein Ticket hatte, war der Bus weg. Wir legten also die Hälfte der Strecke zu Fuß zurück und stiegen dann erst in eine Tram ein (wo ich mein Ticket dann doch noch verwenden konnte). Im Restaurant in Trastevere kam im Endeffekt dann wieder die ganze Gruppe zusammen, da nach diversen Telefonaten tröpfchenweise die restlichen Leute eintrafen. Auch dort aßen wir gut und in der Tat preiswert, aber ganz so große Lobgesänge wie am Abend zuvor waren nicht nötig. Gegen Ende fing ich an, mich mächtig über Antony aufzuregen, der eine völlig unnötige Hektik verbreitete und später, als er uns dann endlich dazu gebracht hatte, aufzubrechen, den Weg zu der Kneipe, in die er so dringend wollte, nicht wusste. Außerdem hat er die Gabe, mir seine Kippe immer genau unter die Nase zu halten, was ich natürlich ganz klasse finde. Der Zufall wollte es, dass ich dann auch noch genau neben ihm saß und daher weitgehend schweigend vor mich hin brodelte, bis irgendwann Karen auf der anderen Seite saß, wir uns ausführlich über Belgien und die Belgier unterhielten und meine Laune ganz langsam wieder stieg. Nach diesem langen und recht anstrengenden Tag machten wir uns recht früh auf den Heimweg und waren um kurz nach eins wieder im Hotel angelangt.
Der Montag, der letzte Tag, war frei von irgendwelchen Programmpunkten. Da sich meine Pläne gar nicht mit denen der anderen deckten, zog ich diesmal alleine los. Zunächst ging ich zum Kolosseum, dem die Sonne dann doch besser steht als der Regen, und nahm mir danach viel Zeit für das Forum Romanum, das wir bislang nur gestreift hatten. Ich hätte darin Stunden verbringen können, auch wenn ich nicht immer unbedingt wusste, was da jetzt eigentlich vor mir steht. Aber es wartete ja noch mehr auf mich, und so riss ich mich dann doch los und begab mich über den Kapitol Richtung Piazza di Montecitorio, wo ich sehen wollte, wo das italienische Parlament tagt. Sonderlich beeindruckt war ich von dem Palazzo aber nicht, und so zog ich recht bald weiter zum Tiber. An seinem Ufer entlang ging ich zum Castel Sant‘ Angelo (Engelsburg), das ich in natura noch wuchtiger fand als auf Fotos. Nun war ich meinem letzten Ziel schon sehr nahe, das natürlich der Vatikan war, denn er fehlte ja bislang noch. Etwas verwundert war ich darüber, dass man auf einmal auf dem Petersplatz steht, ohne es richtig zu merken. Klar, ich hab ihn schon erkannt und wusste, wo ich bin, aber ein Schild „Sie sind jetzt im Vatikanstaat“ oder sowas habe ich nirgends gesehen. Vielleicht wird davon ausgegangen, dass man das ohnehin weiß. Kuppel des Petersdoms und Vatikanische Museen hab ich mir aus Zeit- und Geldgründen gespart und mir statt dessen gut eineinhalb Stunden Zeit für den Dom und die Grotten des Vatikans genommen. Er ist so groß, dass die Angestellten drinnen mit kleinen Autos (so wie die Dinger am Bahnhof) rumfahren, was ein ziemlich ungewöhnliches Bild abgibt, wie ich finde. Nach einem abschließenden Abstecher ins vatikanische Postamt machte ich mich über Piazza Navona und Piazza della Rotonda samt Pantheon auf den Weg zurück zum Hotel, wo ich pünktlich um halb vier eintraf. Um halb fünf fuhr uns dann der Eurostar bequem zurück nach Mailand, allerdings nicht ohne die übliche Verspätung einzufahren und uns damit zu zwingen, eine knappe Stunde auf dem dortigen Bahnhof zu verbringen. Um 22.15 konnten wir uns dann endlich in den Zug nach Pavia setzen, und um viertel zwölf waren Dorothée und ich zufrieden, hungrig und müde wieder in unserer Wohnung.
Heute: Rom
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