Tagebuchfünf Februar

Frau Brüllen fragt wieder, was wir denn den ganzen Tag so machen.

Nun. Der Tag fing diesmal noch wach an, strickend saß ich um Mitternacht auf dem Sofa, schaute Gilmore Girls und wartete auf den Geckomann, der im Keller war und zehn Minuten vorher angekündigt hatte, noch etwa eine halbe Stunde an der Haussteuerung zu benötigen. Irgendwann war diese halbe Stunde dann um und ich müde, also platzierte ich mich um 90 Grad um, unter eine Decke, und döste friedlich weg. Gegen halb zwei machten wir uns gemeinsam auf dem Weg ins Obergeschoss, wo ich ziemlich übergangslos weiterschlummerte.

Um sechs Uhr wurde ich wach, wunderte mich über das Wachsein, wollte wieder einschlafen, konnte nicht und realisierte irgendwann endlich, dass ich dringend aufs Klo musste. Danach ging das Einschlafen problemlos, den Aufbruch des Geckomanns um kurz vor acht bekam ich wieder mit, beschloss aber, mich noch einmal rumzudrehen. Wirklich wach wurde ich dann von iMessage und einem fehlenden SEPA-Mandant. (Das geht mir so langsam richtig auf die Nerven, ein paar Großhändler wollen jetzt auch noch eine Unterschrift der Bank, damit sie das Mandat einlösen können. Grrr.) Ich scannte und mailte und ordnete dabei noch ein paar Unterlagen im Büro, dann begab ich mich zwei Stockwerke nach unten, um auf der Rackstation ein paar Dateien umherzukopieren. Auf dem Weg nach unten fiel mir noch ein leichtgewichtiges Paket vor der Haustür auf (man hört oben die Klingel nicht immer), das ich in den Flur hievte und als Solarmodule beinhaltend identifizierte.
Anschließend ging’s unter die Dusche, wo ich mir überlegte, was ich später zum Arbeiten anziehen wollte. Erwähnenswert ist, dass während des Duschens das Licht nicht ausging, weil seit dem Vorabend das Zeitfenster, das durch einen Bewegungsmelder gestartet wird, verlängert wurde. Weiter gingen die spannenden Vormittagstätigkeiten mit dem Aufräumen des Wohnzimmers und weiteren Dateiverschiebungen auf der Rackstation, außerdem holte ich schonmal den Rest der Karottenorangensuppe von Montag Abend, auch bekannt als unser heutiges Mittagessen, aus dem Kühlschrank. Zur Abwechslung rief ein Großhändler an, bei dem ich seit Neuestem Kundin bin (der, der eine Bestätigung der Bank braucht, aber darum ging es nicht), und ließ mir noch ein paar Informationen angedeihen, die teilweise interessant waren. Kurz nach 12 war der Geckomann da, die Suppe mundete und das Brot ebenso (inzwischen bin ich soweit, dass ich fast jedes Brotrezept abwandle, diesmal kam noch ein Rest Haferflocken ins Bauernbrot, machte sich sehr gut), um viertel vor eins machten wir uns auf den Weg zu meiner Arbeit, wo ich im Nieselregen aus dem Auto sprang. Eigentlich wäre ich schon ab acht dort gewesen, wie jeden Mittwoch, aber da in einer anderen Verkaufsstelle zwei Drittel der Leute wegen Krankheit und Urlaub fehlte, hatte ich dort am Vortag ausgeholfen (und werde es am Freitag wieder tun), so dass ich zum Ausgleich heute erst mittags begann. Wahnsinnig viel Kundschaft kam nicht, dafür waren sie alle nett, das ist ja auch etwas und definitiv nicht selbstverständlich. Außerdem konnte ich so halbwegs in Ruhe neu gelieferte Geschenk- und Ringelbänder verräumen, alte hässliche Bänder endlich aussortieren, und an unserer Packstation Frühling und Frische einkehren lassen. Da seit letzter Woche zwei neue Weine ins Sortiment kamen, drucke ich noch die entsprechenden Regalschilder, das macht sonst irgendwie keiner, und gehe dann ans Auffüllen und Austauschen der Kühlgondeln, damit keine zu lange geöffneten Weine verkostet werden. So gegen halb vier mache ich mich an einen Serienbrief, der an sich eher unkompliziert ist, aber dessen Adressdaten immer neue Überraschungen bergen, auch wenn ich sie regelmäßig generalüberhole (dazu gibt es diese Woche noch einen Post). Immerhin sind diesmal die korrigierten Fehler vom letzten Mal nicht mehr dabei und ich finde dafür neue. Zwischendurch klingelt immer wieder das Telefon, Bestellungen, Anfragen zu Vermietung des Saals, ganz viele Leute wollen den abwesenden Chef sprechen, und irgendwer will uns schon wieder Strom verkaufen. Als ich mich wundere, dass sich ein Kollege verabschiedet und aus der Tür geht, stelle ich fest, dass es überraschend schon 17 Uhr ist und ich mit den Abendtätigkeiten beginnen kann. Diesmal entscheide ich mich für das Auspacken und Verräumen einer Lieferung Süßkram und Nudeln, dabei fällt mir auf, dass der Teller Suppe vom Mittag nicht ewig hält, habe aber vergessen, dass ich noch was zu futtern in der Jacke habe. Aber was solls, es gibt ja immer Dinkelkräcker in der Vinothek, das geht auch. Im Anschluss mache ich die Kasse, kurble das Schild hoch, stelle fest, dass es nicht mehr regnet und für die Uhrzeit noch ganz schön hell ist, halte noch ein Schwätzchen mit der Spätdienstkollegin, mache um sechs Uhr die Schotten dicht und warte auf meinen Lieblingsfahrservice. Der war bei seinem Patenkind und hat dessen Rechner wieder ans Netz angeschlossen.
Im Auto versuchen wir uns zu erinnern, was für heute zu Essen geplant war, was uns zwar nicht gelingt, aber dafür fällt mir ein, dass der Geckomann den Plan am Wochenende fotografiert hat, also schauen wir nach. Wir müssen tatsächlich noch etwas dafür einkaufen, aber der Supermarkt liegt ja auf dem Weg, also ist das nicht so wild. Zu Hause allerdings stellen wir fest, dass wir beide keine große Lust zu kochen haben, und da die Zutaten sich noch einige Tage halten werden, machen wir etwas ganz Verrücktes und bestellen zum ersten Mal seit drei Monaten Pizza (in Anbetracht der Ernährungsgewohnheiten von vor einem Jahr = heiße Renovierungsphase ist das durchaus bemerkenswert), was sich als gute Entscheidung herausstellt. Die letzte DVD von House mit den letzten beiden Folgen der Serie lag am Dienstag im Briefkasten, und während sie im DVD-Player lief, raffte ich mich auf, tatsächlich doch noch diesen Artikel zu schreiben.

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